GRÜNE: Wärmewende in Lübeck erfordert sofortiges Handeln und enorme Ressourcen

30.01.23 –

Der fünfte Umwelt- und Klimacheck der Lübecker Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen diskutierte am vergangenen Samstag, wie und bis wann Lübeck Klimaneutralität in der Erzeugung von Wärme erreichen kann, einem der schwierigsten und auch quantitativ wichtigsten Bereiche des Klimaschutzes.

Prof. Dr. Michael Bischoff vom Klimaentscheid Lübeck und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Lokalgruppe GermanZero zeigte auf, dass das CO2-Restbudget für die Erreichung des 1,5 Grad-Zieles in Lübeck ohne Verringerung der Emissionen bereits 2026 (auf der Grundlage der Emissionen 2020) erschöpft sein wird. Selbst Klimaneutralität bis 2035 wird das verbliebene Restbudget nur einhalten, wenn die CO2-Emissionen in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen werden. Und Prof. Dr. Michael Bischoff konnte mit Hilfe der Ergebnisse eines Rechentools von GermanZero auch zeigen, was dafür bis 2035 in Lübeck an Investitionen notwendig wird: Insgesamt rund 11 Mrd. €, von denen rund 20% auf die öffentliche Hand entfallen.

Für die Klimaleitstelle der Hansestadt erläuterte Barbara Schäfers, dass für die Wärmewende in Lübeck eine Verdreifachung der mit Fernwärme versorgten Haushalte anpeilt wird, die zudem auf regenerative Wärmequellen umgestellt werden muss, während die wichtigste Technologie für die Umstellung der Heizungen von Privathaushalten und Firmen die Wärmepumpe sei. Erfreulich, dass Barbara Schäfers es als durchaus machbar ansah, das Ziel der Klimaneutralität im Rahmen des bald erwarteten Klimaschutzmasterplanes von 2040 auf 2035 vorzuziehen. Entscheidend für die Zielerreichung sei eher, dass bei allen politischen Entscheidungen in Lübeck auch deren Klimafolgen berücksichtigt werden, denn der Masterplan ist eng mit anderen Konzepten, wie zum Beispiel dem Flächennutzungsplan, verzahnt. Weitere Bedingung ist, dass genügend Ressourcen für die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen bereitgestellt werden – in Lübeck und auf Bundesebene.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stadtwerke Lübeck Gruppe, Dr. Jens Meier, bestätigte zunächst, dass die vorgesehene Verdoppelung der Fernwärmemenge und Verdreifachung der Fernwärmehaushalte bis 2040 zumindest technisch machbar sei. Grundvoraussetzung für das Gelingen ist jedoch eine deutliche Beschleunigung der Entscheidungswege und Prozesse. Ein Festhalten an Denkmustern und Ideologien wird den möglichen Erfolg verhindern. Und auch an der Umstellung der Wärmeerzeugung werde bereits mit einem Pilotprojekt für regenerative Solarthermie gearbeitet. Unklar sei hingegen die Finanzierung der notwendigen Gesamtinvestitionen, die den Finanzrahmen der Stadtwerke übersteigen. Und auch operativ stellt eine Wärmewende in dieser Größenordnung eine enorme Herausforderung für die Stadtwerke dar, weil noch nicht genügend Fachkräfte zu finden sind und die Verwerfungen auf den Energiemärkten aktuell ohnehin eine große operative Belastung darstellen. 

Silke Mählenhoff, Fraktionsvorsitzende, und Stephan Wisotzki, Kreisvorsitzender der Lübecker Grünen, resümieren gemeinsam:

“Gut, dass wir zunehmend Transparenz darüber bekommen, was notwendig ist, um die Lübecker Klimaziele zu erreichen. Die Fakten, die wir heute bekommen haben, zeigen sehr deutlich: Nötig ist jetzt beschleunigtes Handeln. Wir haben beim Klimaschutz hier in Lübeck schon viel zu viel Zeit gegenüber dem eigentlich Notwendigen verloren und müssen auch in der Wärmewende jetzt umgehend mehr als eine Schippe drauflegen. Was wir jetzt beschleunigt benötigen, sind sehr viel mehr Projekte der regenerativen Wärmeerzeugung bei den Stadtwerken - ggf. co-finanziert durch die öffentliche Hand - , eine Ausweitung und Beschleunigung der energetischen Quartierskonzepte und der privaten Sanierungsrate und auch endlich ein Start der klimaneutralen Sanierung der städtischen Gebäude. Ein weiteres Aufschieben gefährdet nicht nur die Klimaziele, sondern erhöht auch die Kosten des Klimaschutzes, wenn wir später in nur wenigen verbliebenen Jahren einen Großteil der Gesamtaufgabe umsetzen müssen.

Ein erster Schritt, vom Klimaentscheid Lübeck/ GermanZero, bei dem jeder unterstützen kann, ist das Bürgerbegehren unseres heutigen Gastes von German Zero für Klimaneutralität in Lübeck bis 2035, das am 17.2. startet. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr dort unterschreibt. Auch wir haben uns in unserem Programm für die kommende Wahlperiode der Bürgerschaft für das Ziel der Klimaneutralität 2035 ausgesprochen.”

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Fraktion | Klimaschutz und Energie | Natur und Umweltschutz | Silke Mählenhoff

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